Das FZN entwickelt innovative Lösungen für die Herausforderungen des Nachbergbaus und baut bereits gewonnene Erkenntnisse weiter aus. W ie lassen sich komplexe hydrogeologische Prozesse im Nachbergbau präzise vorhersagen und sicher überwachen? Mit dieser zentralen Fragestellung befasst sich das Forschungsprojekt „Wissenschaftliche Begleitung der Tiefen Pegel“, das seit 2021 vom Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) in Kooperation mit der RAG AG durchgeführt wird. Nach einer erfolgreichen ersten Phase, die bedeutende Einblicke in die Geologie der Emscher-Formation lieferte, beginnt das Team unter der Leitung von FZN-Wissenschaftler Henning Jasnowski-Peters nun mit der zweiten Projektphase. In der ersten Phase konnte nachgewiesen werden, dass die Emscher-Formation als natürliche hydraulische Barriere im Zuge des Grubenwasseranstiegs fungiert und das darüberliegende Trinkwasserreservoir der Halterner Sande zuverlässig schützt. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird das Projekt nun um weitere verlässliche Eingangsdaten aus neuen Bohrungen erweitert. Diese Daten tragen zur Kalibrierung und Entwicklung eines geologischen und hydrologischen Modells bei, das den Einstau des Grubenwassers im Deckgebirge simuliert. Ziel des Modells ist es, mögliche Anstiegsszenarien zu berechnen und zu visualisieren sowie das hydraulische Verhalten des Grubenwassers besser prognostizieren zu können. Bereits in der ersten Projektphase kam eine Vielzahl moderner wissenschaftlicher Methoden zur Bohrkernuntersuchung zum Einsatz, darunter Luftpermeametrie, Quecksilberporosimetrie und (semi)quantitative Röntgendiffraktometrie. Die Analysen bestätigten, dass die Emscher-Formation eine sehr geringe Durchlässigkeit für Fluide aufweist, wodurch sie als wirksame Schutzschicht für das Trinkwasser vor einer potenziellen Beeinflussung durch höher mineralisiertes „Tiefe Pegel“ startet erfolgreich in die zweite Phase Grubenwasser fungiert. Das Projekt unterstützt die RAG AG bei der Einrichtung tiefer Grundwassermessstellen im südlichen Münsterländer Becken. Diese „Tiefen Pegel“ sind Teil des „Integralen Monitorings“ der Bezirksregierung Arnsberg und spielen eine zentrale Rolle im Risikomanagement für den kontrollierten Grubenwasseranstieg im Ruhrgebiet. Ein besonderer Erfolg des Projekts liegt in der verstärkten Zusammenarbeit zwischen dem FZN und dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM). Im Zuge dieser Kooperation wurde die Rietveld-Röntgendiffraktometrie als neue Analysemethode am DBM etabliert und erweitert nun die Möglichkeiten der geowissenschaftlichen Forschung. Das Projekt „Tiefe Pegel“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Praxis eng zusammenarbeiten, um innovative und nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen des Nachbergbaus zu entwickeln. PROBENNAHME an Tiefengrundwassermessstelle FORSCHUNGSPROJEKT
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