Jahresbericht 2024 - Technische Hochschule Georg Agricola

F ördertürme, Hochöfen und Halden: Der industrielle Steinkohleabbau und die Stahlerzeugung des späten 19. Jahrhunderts formten das Ruhrgebiet mit ihren riesigen Industriekomplexen und machten es zum größten Ballungsraum Europas. Auch wenn die meisten der Fixpunkte jener Zeit mittlerweile stillgelegt wurden, gelten sie immer noch als identitätsstiftende Landmarken. Ein herausragendes Beispiel: die Zeche Zollverein in Essen, die 2001 sogar zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde. GEZIELTE PFLEGE Doch die Industrieanlagen waren nie für eine dauerhafte Existenz konzipiert, nie als Denkmäler vorgesehen. Sie waren schon während ihres Betriebs Verschleiß und Korrosion ausgesetzt. Nach der Stilllegung änderten sich die Bedingungen, was zu neuen konservatorischen Herausforderungen führte. Um die Industriekomplexe zu erhalten, benötigt es nicht nur leistungsfähige Methoden, um den Zustand zu überwachen, sondern auch eine gezielte Pflege. Doch Informationen über bestimmte Objekte zu sammeln und dabei bestimmte Maßnahmen zu beachten, kostete bisher viel Zeit und Mühe. Es gab noch keine umfassende und gezielte Bewertung des Zustands dieser Objekte. Außerdem fehlt es an einer Überprüfung der Strategien, die man nutzen könnte, um die Industriekomplexe zu erhalten. 380.000 EURO DFG-FÖRDERUNG Das soll sich unter der Arbeit der Forschenden der Technischen Hochschule Georg Agricola ändern: Sie entwickeln derzeit ein sensorgestütztes und datengetriebenes System zur Zustandserfassung. Helfen soll dabei auch künstliche Intelligenz (KI). Denn das neue Verfahren kombiniert KI-Technologie mit wissenschaftlichen Methoden, um Schäden an historischen Bauwerken frühzeitig zu erkennen und zu bewerten. „Damit wollen wir vorausschauende Strategien zur Erhaltung unseres kulturellen Erbes entwickeln und deren Wirksamkeit überprüfen“, erklärt Nick Donner, Projektmitarbeiter des mit fast 380.000 Euro (THGA-Anteil) von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojektes. „Die Einwerbung des allerersten DFG-Projekts macht uns besonders stolz, da dies ein bedeutender Meilenstein für die Hochschule ist. Die DFG stellt höchste Anforderungen an wissenschaftliche Exzellenz – ihr kompetitives Begutachtungsverfahren unterstreicht die Qualität des Projekts. Dieser Erfolg belegt die Forschungskompetenz der THGA und ihre Anschlussfähigkeit an die Spitzenforschung“, sagt Prof. Michael Prange, Vizepräsident für Forschung, Entwicklung und Transfer. Dieses zukunftsweisende Projekt wird in enger Zu- sammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Werkstoffprüftechnik der Technischen Universität Dortmund und der Stiftung Zollverein im Rahmen des „Schwerpunktprogramms 2255: Kulturerbe Konstruktion“ durchgeführt. IHRE ERHALTUNG spielt eine zentrale Rolle bei diesem Projekt. DIE KOKEREI ZOLLVEREIN ist das industrielle Denkmal des Ruhrgebiets. 23 WB II 22

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